„Zu schwer“ existiert nicht – Richtiges Üben

„Zu schwer“ existiert nicht! – Es gibt nur „Zu viel“ und „Zu schnell“. Beim Üben sind kleine Happen und langsames Tempo der Weg zum Erfolg.

Es ist ganz natürlich, schnell spielen zu wollen. Es ist aufregend, macht Spass, und viele musikalische Zusammenhänge hören und verstehen wir erst ab einer gewissen Geschwindigkeit. Wir wollen das Lied so schnell wie im Original spielen und vor allem: Wir wollen es Können!

Von Beginn an schnell spielen zu wollen ist aber eine Falle! Voller Begeisterung beginnen wir mit den ersten Noten und scheitern. Wir versuchens gleich noch einmal und scheitern wieder. Nach ein paar Versuchen verlässt uns die Motivation und wir sind frustriert. Das Stück ist einfach zu schwer. Wir legen es auf die Seite und zweifeln an unseren Fähigkeiten: Gitarrespielen macht halt keinen Spass, wenn mans nicht kann…

Man kann sich selber unglaublich viel Frustration ersparen, wenn man sich am Beginn einfach die nötige Zeit gibt, das heißt in einem passenden, machbaren, LANGSAMEN Tempo spielt.

Dasselbe gilt für den Umfang. Zu versuchen, die epische 8 Minuten Nummer samt ausufender Soli auf Anhieb als Ganzes zu spielen kann einfach nicht funktionieren.

Wie ißt man einen ganzen Elefanten auf? – Bissen für Bissen!

Klein und fein

Die Lösung ist einfach :

Das Stück ist als ganzes zu schwer, also brechen wir es auf kleine, leicht verdauliche Happen herunter. Schauen wir uns zuerst einzelne Sektionen / Strophen an. Einzelne Zeilen. Einzelne Takte. Wenns sein muss auch Halbtakte und einzelne Noten.

Mit jedem Schritt weiter ins Detail wird es leichter und leichter. Am Schluss bleibt ein kleines Häufchen Noten über.

Mit dieser Handvoll Noten können wir nun arbeiten. Wir können sie verstehen lernen. Was macht die linke Hand, was macht die Rechte? Passt der Fingersatz? Passt das Picking? Gibt’s eine gemütlichere, effizientere Art das zu spielen?

Jetzt können wir anfangen, unsere Finger zu „programmieren“. Langsam, entspannt, bewusst und perfekt wiederholen wir unser kleines Notenfragment immer und immer wieder.

Das ist sehr, sehr wichtig, deshalb wiederhol ich das nochmal:

Wir üben so Langsam, dass wir immer

  • Entspannt
  • Bewusst und
  • Perfekt

spielen.

Wenn einer dieser Punkte nicht mehr stimmt müssen wir stoppen und das Problem korrigieren!

Entspannt üben

Genauso wie sich unsere Finger gewisse Bewegungen „merken“ merken sie sich auch, ob wir diese  Bewegung angespannt oder locker ausgeführt haben. Deshalb ist es wichtig, auch beim Üben immer darauf zu achten, möglichst locker und entspannt zu sein. Locker klingt besser, ist schneller und darüber hinaus auch noch gesünder.

Sobald wir merken, dass wir nicht mehr entspannt sind müssen wir langsamer werden, uns wieder entspannen und wenn nötig eine Pause einlegen.

Bewusst üben

Beim Üben programmieren wir unseren Körper, deshalb ist es absolut notwendig, konzentriert und bewusst zu üben. Wir wollen sicher gehen, dass wir immer das Richtige programmieren.

Später, wenn wir einfach spielen ist es kein Problem wenn wir mit den Gedanken abdriften oder uns im Flow verlieren. Das ist ein Teil der Magie der Musik.

Wenn wir aber beim Üben merken, dass wir nicht mehr voll bei der Sache sind, müssen wir stoppen, uns neu konzentrieren und dann wieder weitermachen. Wenn uns das nach wiederholten Versuchen nicht klappt hilft oft eine Pause, oder wir lassens für dieses Mal sein uns üben später oder am nächsten Tag mit frischem Kopf weiter.

Perfekt üben

Es ist absolut notwendig, beim Üben möglichst perfekt zu spielen. Wie gesagt programmieren wir unseren Fingern bestimmte Bewegungsabläufe ein.

Wenn wir beim Üben schlampig, unsauber oder überhaupt falsch spielen, und das immer wieder wiederholen, speichern wir das so in unserem Gehirn ab und wenn wir diese Bewegungen später abrufen werden wir sie genau so spielen wie wir geübt haben: schlampig, unsauber und falsch 😕

Wenn wir also beim Üben einen Fehler machen müssen wir stoppen und herausfinden was genau der Fehler war und was den Fehler verursacht hat.

Das müssen wir korrigieren, und noch langsamer üben.

Ganz langsam ist es nicht mehr zu schwer

Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir müssen so langsam üben, dass wir immer sicherstellen, dass wir fehlerfrei spielen und dass wir das Stück perfekt und entspannt erlernen. Das funktioniert am Besten mit kleinen Happen. Je kleiner desto besser. Wenn wir den ersten kleinen Teil richtig gut können, gehen wir zum Nächsten über, idealerweise mit einer kleinen Überlappung zum ersten Teil. Und so machen wir einfach weiter bis wir am Ende angekommen sind.

Manchmal führt die Umleitung schneller zum Ziel

Manchmal ist es aber auch einfach besser, ein Stück, das zur Zeit noch weit jenseits des Horizonts unseres Könnens liegt, das in seiner Komplexität zu schwer ist, für ein paar Wochen oder Monate zurück zu legen und in der Zwischenzeit an einem einfacheren, ähnlichem aber zugänglicheren Stück zu arbeiten.

Nicht, dass wir das zu fortgeschrittene Stück nicht irgendwann lernen werden – es kann aber sehr frustrierend sein, über Wochen an ein und demselben Takt zu kiefeln, wenn wir in der selben Zeit ein anderes Stück komplett lernen und spielen können.

Das fortgeschrittene Stück läuft uns ja nicht davon und höchstwahrscheinlich lernen wir mit dem eingeschobenen Stück einige Fertigkeiten, die uns das fortgeschrittene Stück erleichtern.

Richtiges Üben – Harte Arbeit

Üben kann richtig anstrengend sein. Aber auch hier gilt: Qualität vor Quantität. 10 Minuten richtiges Üben bringt wahrscheinlich mehr als 1 Stunde Herumgenudel. Konzentriertes, langsames Arbeiten wird Dich im Endeffekt schneller an Deine Ziele bringen!

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