Tägliches Üben ist essentiell, das wissen wir alle. Also schnappen wir unsere Gitarre während wir auf der Couch vor dem Fernseher knotzen und nudeln stundenlang gedankenverloren herum. Das ist bestenfalls Spielen, aber nicht Üben, es sind zwei grundverschiedene Dinge. Bier ist Bier, Schnaps ist Schnaps.
Wir wollen einfach nur Gitarre spielen. Wir wollen die Lieder die uns gefallen spielen, oder eigene Lieder schreiben und spielen.
Wir wollen Spielen
Spielen ist das, was wir mit der Gitarre wirklich machen wollen. Ob allein im Schlafzimmer, ob ein intimes Ständchen für unsere Angebetete, ob mit Freunden am Lagerfeuer, oder im Rampenlicht auf der Bühne vor Hunderten Zuhörern: wir wollen mit der Gitarre Musik machen.
Spielen bedeutet das ganze Stück, in der richtigen Geschwindigkeit, vom Anfang bis zum Ende. Fehler sind uns vollkommen egal, wir ignorieren sie und spielen einfach weiter. Wir driften manchmal ab und sind voll im Flow.
Wir müssen Üben
Üben ist das genaue Gegenteil zum Spielen. Wir üben möglichst kleine Abschnitte, sehr langsam und mit vielen Wiederholungen. Wir arbeiten sehr bewusst und konzentriert, sobald wir gedanklich abschweifen machen wir eine Pause oder lassens für heute gut sein.
Je kleiner der Happen, den wir üben, und je spezifischer unser Fokus, desto schneller und effektiver werden wir besser.
Das Spielen Üben
Ein spezieller Fall ist es, wenn wir für eine Darbietung , zb für ein Konzert üben. Voraussetzung ist, dass wir das Material schon sehr gut geübt und verinnerlicht haben. Wenn wir uns auf eine Performance vorbereiten, wollen wir die möglichst gute Reproduktion des Stückes, im Idealfall sogar unter Simulation des Stresses, üben.
Hier ist es wichtig, von Anfang bis zum Ende ohne Pausen fertig zu spielen. Wir können die Darbietung ein wenig simulieren, indem wir in der späteren Sitz- oder Steh-position spielen oder vor Freunden eine kleine Probevorführung organisieren. Ein beliebter Trick es auch, vor dem Probedurchlauf zb ein paar Hampelmänner zu machen bis man ordentlich außer Atem ist, um das Adrenalin einer Performance zu simulieren.
Spielen und Üben – Zwei Seiten der Medaille
Üben versetzt uns in die Lage zu spielen, stattet uns mit den technischen Fähigkeiten aus, die wir brauchen um das was wir spielen wollen auch spielen zu können. Spielen ist das Ziel und Üben ist der Weg dorthin.
Wenn wir nur spielen wird unser Fortschritt sehr langsam und unregelmäßig sein. Probleme tauchen immer nur kurz auf und verschwinden gleich wieder, ohne dass wir uns um sie kümmern können und die Fehler verbessern. So werden wir nur sehr langsam besser.
Wenn wir nur üben werden wir sehr bald frustriert sein, weil wir trotz der vielen Zeit, die wir mit dem Instrument verbringen, keine Musik machen.
Spielen ist das „Spiel“, Üben ist die „Arbeit“. Sie gehören zusammen wie Pflicht und Kür.

You’ve got to learn your instrument. Then, you practice, practice, practice. And then, when you finally get up there on the bandstand, forget all that and just wail.
Charlie Parker
Fazit
Spielen und Üben sind die zwei grundverschiedenen Facetten des Gitarrespielens. Das eine funktioniert ohne das Andere nur sehr schlecht, wir brauchen beides.
Das heißt nicht, dass wir immer üben UND spielen müssen: manchmal hat man einfach keine Lust oder nach einem anstrengenden Tag nicht mehr die nötige Konzentration, um ordentlich zu üben. Was gibt es dann schöneres als sich einfach hinzusetzen und auf der Gitarre zu spielen.
Wichtig ist, dass wir die Beiden nicht verwechseln.