GAS – Gear Acquisition Syndrome

„Hallo, mein Name ist Stevie und ich habe GAS.“

„Gear Acquisition Syndrome“, oder „Guitar Acquisition Syndrome“, kurz „GAS“ bezeichnet das zwanghafte Kaufen und Anhäufen von neuen elektronischen Spielsachen wie zb. Kameras, Gitarren oder sonstigen Gadgets der Unterhaltungselektronik.

GAS kommt auf leisen Sohlen

Es beginnt ganz harmlos. Am Anfang seiner Gitarristen-Karriere besitzt man nur eine einzige Gitarre: Die beste und schönste Gitarre auf der ganzen Welt.

Doch schon bald legt sich die anfängliche Verliebtheit in unser erstes Instrument und es keimt das Verlangen nach einer zweiten Gitarre auf. Wir wollen unseren Sound erweitern, vielleicht eine Westerngitarre zusätzlich zu unserer vorhandenen Klassischen Konzertgitarre, oder wir sind mit dem Klang unseres günstigen Einsteigermodells nicht mehr ganz zufrieden.

Also ab ins Musikgeschäft unserer Wahl, nur ein bissl umschauen. Und da hängen sie alle, die wunderschönen Gitarren, in allen erdenklichen Formen und Farben, von einfach und dezent bis schreiend bunt und protzig. Insgeheim willst Du sie ja alle haben, aber Du weisst genau, dass mit dieser Einen Alles besser werden wird. JETZT wird was weitergehen, ein wahrer Sprung um dieses elende Plateau endlich zu überwinden. Alles wird gut werden.

Du schlägst zu, und bringst deinen Schatz glücklich nach Hause. Dein neues Schmuckstück ist schön und inspirierend und mach Spaß zu spielen, aber irgendwie spielst Du nicht viel anders als vorher. Und in ein paar Wochen beginnt das Spiel wieder von vorne.

I have a fever

Wahrscheinlich ist jeder Gitarrist ein wenig mit GAS infisziert.

Gitarren sind nun einmal unglaublich cool, sind einfach sehr schöne Gegenstände, fast schon kleine Lifestyle-Statusobjekte. (Achte nur mal drauf, wenn in der Werbung coole Leute dargestellt werden, da ist immer irgendwo eine Gitarre im Hintergrund). Und noch dazu kann man mit ihnen Musik machen!

Und dann gibts ja noch die unterschiedlichsten Gitarrenverstärker, und die vielen lustigen bunten Effekt-Kasterl, und das ganze coole Zubehör! Was ist schon schlimm daran, sich mit schönen neuen Dingen zu umgeben und sie zu sammeln? Da gibt es unsinnigere, ungesündere und gefährlichere Arten, sein Geld loszuwerden.

The grass is always greener on the other side

Das Gitarristen-Dasein ist nicht immer einfach, manchmal ist es sogar regelrecht anstrengend und frustrierend. Wir üben fleißig, wir mühen uns ab, die Erfolge wollen sich aber nicht so recht einstellen. Es gibt Zeiten, da haben wir den Eindruck, es geht sogar rückwärts und wir werden nicht besser, sondern schlechter.

Da ist es – gerade im heutigen Zeitgeist von Instant Gratification – natürlich sehr verlockend, sein Probleme einfach mit Geld zu „bewerfen“. Mit dem neuen Tool wird sicher Alles wieder besser.

Die Hersteller versuchen natürlich GAS gezielt auszunützen indem sie spezielle Signature Modelle auf den Markt bringen. Du willst so klingen wie Dein Idol? Kein Problem, kauf Dir einfach die Gitarre mit seinem Namen drauf und Alles wird gut!

Was tun, wenn uns GAS packt?

Manchmal hilft es einfach, eine Nacht drüber zu schlafen und etwas Zeit vergehen zu lassen. Der heftige Wunsch, was Neues zu kaufen, vergeht dann so schnell und leise wie er gekommen ist. Mit ein wenig Abstand und ohne das brennende Verlangen können wir viel besser und vor allem rationaler entscheiden, ob wir das neue Teil wirklich brauchen, oder ob wir nicht mit den vorhandenen Mitteln auskommen.

Die Lust auf Neues kann aber auch befriedigt werden, indem wir unsere vorhandenen, „alten“ Dinge verbessern oder modifizieren. Angefangen mit einem einfachen (und wahrscheinlich längst überfälligen) Saitenwechsel, über ein ordentliches Service vom Profi, bis zu größeren Modifikationen wie neuen Stimmmechaniken oder neuen Tonabnehmern. Das ist meistens viel schonender für das Geldbörsel und Dein GAS ist geheilt, weil Deine gute alte Klampfen fühlt sich an wie neu!

Neues Spielzeug macht Spaß

Im Prinzip ist gar nichts Verwerfliches dabei, Gitarren, Verstärker, Effekte oder was auch immer zu kaufen und zu sammeln. Da gibt es wahrlich teurere und schädlichere Zeitvertreibe.

Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, dass seine „Probleme“ weniger oder gar gelöst werden nur wenn man sie mit Geld bewirft.

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