Das Tool um das es hier geht kostet gerade mal 5€ und die Meisten von uns haben es sogar schon längst zuhause. Es handelt sich um den Küchen Timer, die gute alte Eieruhr.
Normalerweise bin ich kein großer Fan davon, seine Probleme mit Geld zu bewerfen, aber in diesem Fall will ich mal eine Ausnahme machen ;).
So wenig Zeit, so viel zu tun.
Unser Leben ist gespickt mit Terminen. Eine Tätigkeit geht nahtlos in die andere über. Selbst Kinder haben oft kaum eine freie Minute. Wie sollen wir da noch Zeit zum Üben finden? Und wenn wir uns dann mal ein paar Minuten zum Üben freischaufeln und endlich alles hergerichtet und bereit ist stellt sich die große Frage: Was wollen wir eigentlich üben?
Wir überlegen ein bissl und fangen endlich an. Zuerst läufts noch eher zäh und stockend, doch im Laufe der Minuten wirds immer besser, die Abläufe werden immer lockerer und geschmeidiger, es macht uns richtig Spass. Dann werden wir plötzlich raus gerissen – unsere Zeit zum Üben ist schon wieder vorbei! Wir sind zwar froh und ein bisschen stolz, dass wir brav geübt haben, aber wir ärgern uns auch ein wenig, weil wir wieder nur das eine Lieblingslied gespielt haben und nicht die ganzen anderen Sachen geübt haben, die uns jetzt, nachdem wir fertig sind, alle wieder einfallen.
Teile und Herrsche
Das Problem kennt sicher jeder und zum Glück ist es durch einfache Massnahmen zu lösen. Wir brauchen nur einen Zettel und Stift und unseren Timer:
Am Beginn der Woche – ich mach das gerne Sonntag Nachmittag – stellen wir uns 2 wichtige Fragen:
- Was will ich diese Woche üben?
- Wieviel Zeit hab ich zum Üben zur Verfügung?
Wenn wir uns darüber im Klaren sind ist es an der Zeit unseren Übe-Plan zu erstellen. Und das funktioniert so:
Nehmen wir an, wir möchten in dieser Woche die A-Moll Pentatonik Skala, den Akkordwechsel von Am auf F, und eine Fingerpicking Version von Greensleeves üben.
Nehmen wir weiter an, wir nehmen uns jeden Tag 10 Minuten Zeit. (Das ist nicht viel, aber 10 Minuten JEDEN Tag ist für den Anfang voll ok, und wenn Du wirklich JEDEN Tag 10 Minten übst, wirst Du gute Fortschritte machen und schon bald werden aus den 10 Minuten von ganz alleine 15 Minuten und mehr).
Wir haben also 3 Themen und 10 Minuten Zeit. Wir teilen unsere Zeit möglichst sinnvoll unter den Themen auf, tragen das ganze in eine kleine Tabelle ein – et voilá: unser Übe-Plan für die Woche ist fertig.
Die Magie des Timers
Wenn wir uns jetzt zum Üben hinsetzen wissen wir ganz genau, was wir vorhaben. Wir fangen mit dem ersten Thema auf unserem Plan an und starten den Timer. Nach der gewählten Zeit geht der Alarm los, wir schalten ihn ab und können in unserem Plan ein Hakerl machen. Erledigt! Und auf zum nächsten Thema. Timer starten, und los.
Das wiederholen wir einfach, bis wir alle Themen unseres Übe-Plans „abgearbeitet“ haben. Hakerl in das letzte Feld, und das heutige Pensum ist erledigt. Das fühlt sich gut an!
Ein klares Ende
Oft spielen wir die Sachen, die uns Spass machen und die wir eh schon gut können, und verwechseln das mit Üben. Üben ist aber konzentriertes Arbeiten. Beim Üben sollten wir uns eher mit den Dingen beschäftigen die wir nicht gut können und die so verbessern. Mit einem einfachen Übe-Plan und unserem Timer stellen wir sicher, dass wir nicht nur unsere Lieblingsstücke auf Hochglanz polieren (was ein legitimes Ziel ist) und dabei so viel Zeit verbrauchen, dass die anderen, die mühsamen, die weniger beliebten Themen auf der Strecke bleiben. Wenn der Alarm losgeht, sind wir fertig und es ist Zeit, das nächste Thema anzugehen.
Der Horizont in Sicht
Bei den mühsamen Dingen, die uns keine Freude bereiten, von denen wir aber genau wissen, dass wir sie üben sollten, hilft uns der Timer auf die umgekehrte Weise. Abgesehen davon, dass wir überhaupt Zeit für unbeliebte Themen finden, dient uns der Timer mit klar abgesteckten zeitlichen Grenzen: Wir müssen den F Barré-Akkord nicht eine gefühlte Ewigkeit üben, sondern nur ein paar Minuten, dann geht der Alarm los und wir können uns um das nächste, schönere Thema kümmern.
Mission accomplished
So ein Plan ist EXTREM motivierend und überschüttet uns förmlich mit Erfolgserlebnissen. Der Timer läutet, Hakerl machen, nächstes Thema! Erfolg im Minutentakt 😀 Und am Ende der Woche seinen komplett ausgefüllten Übe-Plan anzusehen gibt einem ein wirklich gutes Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Und zu Recht: wir haben eine ganze Woche lang JEDEN Tag konzentriert gearbeitet und alle uns wichtigen Themen geübt!
Planen, Ausführen, Verfeinern
So ein Plan ist eine sehr persönliche Sache, er sieht bei jedem unterschiedlich aus und verändert sich im Laufe der Zeit kontinuierlich. Das ist ganz natürlich. Der Plan gilt auch nur für eine Woche. Dann machen wir einen Neuen.
Deshalb ist es nicht notwendig zu versuchen, den „perfekten“ Plan zu machen. Wir müssen nur die 2 Fragen beantworten – Was will ich diese Woche üben? – und – Wieviel Zeit hab ich zum Üben zur Verfügung? – und dann erstellen wir einfach den Plan. Am Beginn der nächsten Woche stellen wir uns wieder die Fragen und lassen die Erfahrungen der letzten Woche miteinfließen: War der Plan zu kurz? War er zu ambitioniert? Haben wir ein Thema vergessen? Braucht ein Thema mehr oder weniger Zeit? etc.
Wichtig ist, einen Plan zu haben und ihn zu befolgen. Dann evaluieren wir und machen einen neuen, verbesserten Plan.
Den Timer gibts sogar gratis!
Die gute Nachricht zum Schluss: Wer keinen Küchen Timer daheim hat und auch keinen neuen kaufen möchte – die Uhr jedes moderneren Handys hat auch eine Timer Funktion. 😀